Das Gratismagazin alverde der DrogerieMarkt-Kette DM hat die Musikerin Katie Melua zum Interview gebeten und viele interessante Neuigkeiten erfahren.
Im kommenden Jahr touren Sie durch Deutschland und Österreich. Werden Sie die Gelegenheit nutzen und ein bisschen Sightseeing machen?
Ja, früher hatte ich auf Tourneen oft mein eigenes Fahrrad dabei, heute leihe ich mir eines vom Hotel aus. Vor einigen Jahren habe ich bei einem solchen Ausflug etwas Lustiges erlebt: Ich habe mich – ich weiß nicht mehr, in welcher deutschen Stadt es war – verfahren und schließlich ein paar Fußgänger nach dem Weg zurück zu meinem Hotel gefragt. Sie antworteten mir, dass sie nicht aus der Gegend seien, sondern nur hier wären, um das Katie-Melua-Konzert zu besuchen. Sie haben mich also gar nicht erkannt. Ich habe ihnen dann viel Spaß gewünscht (lacht).
Sie fahren vor den Auftritten ganz lässig mit dem Fahrrad durch die Städte. Haben Sie kein Lampenfieber?
Nein, manchmal bin ich ein wenig nervös, aber die Freude am Auftreten und Singen überwiegt. Ich muss es einfach tun, da gibt es keine Wahl.
Was erwartet die Besucher, wenn Sie auf der Bühne stehen?
Natürlich die Lieder aus meinem neuen Album „The House“. Sie sind sehr energiegeladen, das wird sich auf der Bühne wieder finden. Aber ich liebe natürlich auch meine alten Songs. Ohne die geht es nicht.
Sie sprechen die Energie ihres neuen Albums an. Wie unterscheidet es sich noch von früheren?
Neu bei „The House“ ist, dass ich alle Lieder selbst oder in Kooperation mit andern Künstlern geschrieben habe, außerdem die Zusammenarbeit mit dem Produzenten William Orbit. Er brachte ganz neue Dinge in mir zum Vorschein und ich in ihm. Bei diesem Album wollte ich mich nicht ausschließlich von musikalischen Werten aus der Vergangenheit inspirieren lassen, sondern auch die Zukunft einbeziehen. Ich habe nicht versucht, meinen Stil zu ändern – auch wenn viele es so empfinden. Das Wichtigste bleiben nach wie vor die Texte und die Melodien, also der Kern. Ein Lied muss ganz alleine wirken können, ohne dass eine großartige Produktion dahinter steht.
Wir würden Sie den Stil Ihrer Musik beschreiben?
Als Pop mit Einflüssen von Blues und Folk, auch georgischem Folk. Und ich versuche immer über Dinge zu singen, die mir etwas bedeuten. Meine Musik ist wie eine Suche nach mir selbst.
In Ihren Liedern sprechen Sie auch soziale und politische Themen an. Wie wichtig sind Ihnen diese?
Wir alle sollten den schönen Planten auf dem wir leben, nicht für selbstverständlich hinnehmen. Deshalb sollten diese Themen für jeden wichtig sein. Und ich wuchs in Georgien und in Nordirland auf, das hat mich geprägt.
Als Kind wollten Sie sogar Politikerin werden, oder?
Ja, das Leben in Georgien und Nordirland hat mir gezeigt, welche verschiedenen Seiten es mit sich bringen kann. Ich habe Kontraste und Gegensätze erlebt. Dadurch kam ich zu diesem Berufswunsch, früher war ich politisch sehr aktiv. Als Politikerin wollte ich die Welt verändern und verbessern – das war ganz schön naiv.
Heute versuchen Sie, ein Stück die Welt zu verändern, in dem Sie sich für soziale Projekte engagieren. Welches liegt Ihnen besonders am Herzen?
Ein Waisenhaus der Wohltätigkeitsorganisation ASAP in Südafrika. Es wurde neu gebaut, und die Anzahl der Kinder, die dort Unterstützung erhalten, steigt stetig. Es ist schön, diese Entwicklung zu sehen.
Ihre musikalische Entwicklung begann recht früh: Seit wann spielt die Musik eine Rolle in Ihrem Leben?
In einer meiner Kindheitserinnerungen – ich war etwa fünf oder sechs Jahre alt – spielt meine Mutter auf dem Klavier die Mondscheinsonate von Beethoven. Das fühlte sich so schön an. Dieses Gefühl wollte ich gerne wieder haben. Meine Mutter spielte oft klassische Musik. Durch meine Onkel wuchs ich aber mit Heavy Metal, Rockmusik und vor allem der Band Queen auf. Mit sechs Jahren erhielt ich meine ersten Gesangsstunden, mit 15 habe ich meine ersten Lieder geschrieben. Meine Eltern haben mich bei meinem Hobby immer unterstützt, ohne mich zu drängen.
Mit ihrer Familie lebten Sie bis zu Ihrem neunten Lebensjahr in Georgien. Neben der Musik, woran erinnern Sie sich noch, wenn Sie an Ihre Kindheit denken?
Ich erinnere mich daran, wie wir im Meer schwammen und auf Bäume kletterten. Es war eine sehr farbenfrohe und lebhafte Kindheit. Aus westlicher Sicht würde man sie vielleicht als arm bezeichnen: Manchmal ging die Elektrizität aus, wir hatten nicht immer heißes Wasser. Aber meine Eltern schützten mich als Kind vor der Ernsthaftigkeit dieser Dinge. Ich habe es als Abenteuer empfunden und wenn das Licht dann wieder anging, waren wir glücklich.
Was bedeutet Ihnen Georgien?
Georgien ist für mich voller Erinnerungen. Ich betrachte es immer noch als Zuhause. Viele meiner Verwandten leben dort und ich versuche, sie regelmäßig zu besuchen. Das ist immer aufregend, weil man einfach nie weiß, was als Nächstes passiert. Man könnte in Georgien die größte Party seines Lebens feiern oder aber auch den Ausbruch eines Krieges miterleben.
Von Georgien aus zogen Sie mit Ihrer Familie 2003 nach Belfast, in die nächste Kriegsregion, und besuchten dort die Schule. Kamen Sie mit dem religiösen Konflikt in Kontakt?
Nicht direkt, aber es gab natürlich überall um uns herum das Echo. Mein Bruder ging sogar auf eine protestantische Schule.
Seit 2005 besitzen Sie die britische Staatsbürgerschaft. Fühlen Sie sich trotzdem noch als Georgierin?
Ja, im Herzen bin ich immer noch Georgierin, im Kopf aber Britin. Die britische Staatsbürgerschaft anzunehmen, hatte ursprünglich rein praktische Gründe: Mit einem georgischen Pass war es viel schwerer zu reisen. Aber ich bin stolz. Britin zu sein.
Ein Lied auf Ihrem neuen Album heißt „No Fear Of Heights“: An Höhenangst scheinen Sie nicht zu leiden?
Das Lied handelt zwar nicht von dieser Art von Höhen, aber ja ich mache schon ganz gerne mal wilde oder verrückte Dinge, wie Fallschirmspringen, Drachenfliegen, Bungeejumping oder Tauchen. Ich saß auch schon in einem Flugzeug, das Loopings gedreht hat.
Haben Sie denn keine Angst?
Genau das ist der Punkt. Es ist auch gut, mal Angst zu haben. Bei diesen Dingen fühlt man sich so lebendig, es ist so aufregend. Und wenn man diese Ängste einmal besiegt hat, hat man doch das Gefühl, alles schaffen zu können.
Sind diese Hobbys eine Art Ausgleich zu Ihrer Musik, eine Art Gegensatz?
Vielleicht mach ich es, weil ich schon immer mit Gegensätzen gelebt habe. Ich möchte weiterhin Gegensätze erfahren, ich möchte Höhen und Tiefen erleben, am Limit leben. Irgendwann möchte ich auch einmal am Polarkreis Eis tauchen gehen.
Welche Träume haben Sie noch?
Die beste Musik zu machen, die ich kann. Ich würde aber auch gerne einmal als Produzentin oder Texterin mit andern Künstlern arbeiten und Filmmusik machen.
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